Trendwende in diesem Jahr?

Viele Patientinnen, die die Hilfe der MMM suchen, sind schwanger; Bildquelle: Heinze/Malteser

Hannover (mhd) Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Patienten in der Malteser Migranten Medizin (MMM) Hannover – Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung – leicht gesunken. Dies zeigt die Auswertung der Jahresstatistik 2018. Allerdings steigt die Zahl der Behandlungsfälle derzeit wieder an.

 

336 Patientinnen und Patienten ohne Krankenversicherung suchten im vergangenen Jahr die Hilfe der fünf ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzte, 52 weniger als im Jahr davor. Im Durchschnitt kamen die Patienten 2,5-mal, so dass die Ärzte der MMM 844 Patientenkontakte hatten, 99 weniger als 2017. Die meisten Patienten stammen, wie in den Vorjahren, aus Rumänien, Bulgarien und Ghana. Allerdings sinkt deren Anteil an der Gesamtzahl der Patienten leicht, die Patientenschaft wird also vielfältiger. Die Zahl deutscher Patienten ohne Krankenversicherung in der MMM-Ambulanz erhöhte sich leicht auf 3,3 Prozent. Oft handelt es sich dabei um ehemalige Privatpatienten, die ihre Versicherungsprämien nicht mehr bezahlen können.

Erneut suchten deutlich mehr Frauen als Männer die wöchentliche Sprechstunde auf. Ihr Anteil liegt bei 72 Prozent. Die Statistik zeigt zudem, dass an einem durchschnittlichen Ambulanztag 2018 etwa 19 Patientinnen und Patienten kamen, 2017 waren es durchschnittlich 21.

Das Spektrum der Erkrankungen ist bunt und spiegelt die ganze Bandbreite der Allgemeinmedizin wider, mit einem Schwerpunkt auf Schwangerschaften: Rund 32 Prozent aller Diagnosen entfielen auf diesen Bereich. Häufig sahen die Ärzte auch orthopädische Beschwerden (15 Prozent), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (13 Prozent), Infektionen zumeist der Atemwege (13 Prozent) und Magen- und Darmbeschwerden (13 Prozent).

Nach Ansicht von Dr. Renate Gräfin von Keller, der Ärztlichen Leiterin der MMM Hannover, zeigt diese Statistik die Wichtigkeit des Projektes MMM. „Hier können wir Menschen helfen, die ohne uns nicht wüssten, wohin mit ihren Schmerzen“, sagt die Internistin. „Auf diese Weise haben unsere Unterstützer und Spender schon das eine oder andere Menschenleben gerettet.“

Und diese Hilfe wird offenbar wieder wichtiger. Nachdem das Projekt „Anonymer Krankenschein“ des Landes Niedersachsen im November vergangenen Jahres ausgelaufen ist, kommen seit einigen Wochen vermehrt neue Patienten in die MMM-Ambulanz. Mit Hilfe des Anonymen Krankenscheins konnten sich Kranke mit einem ungesicherten Aufenthaltsstatus einen regulären Krankenschein besorgen, ohne ihre Identität preisgeben zu müssen. Diese Möglichkeit ist nun entfallen. „Wir wünschen uns, dass dieses Projekt in irgendeiner Form weitergeführt wird, da es uns deutlich entlastet hat“, sagt dazu Dr. Michael Lukas, Projektleiter der MMM Hannover.

Die MMM ist eine Einrichtung des Malteser Hilfsdienst e.V. Dort finden Menschen ohne Krankenversicherung, viele von ihnen Migranten ohne gültigen Aufenthaltsstatus, einen Arzt, der ihnen kostenlos hilft, auf Wunsch auch anonym. Die erste MMM-Ambulanz wurde 2001 in Berlin eröffnet. Inzwischen gibt es solche Sprechstunden in 20 deutschen Städten. Die MMM-Ambulanz in Hannover wurde 2007 eröffnet. Dort engagieren sich zurzeit fünf Ärztinnen und Ärzte ehrenamtlich sowie eine Hebamme. Die Kosten werden durch Spenden, einen Zuschuss von Stadt und Region Hannover sowie Eigenmittel der Malteser getragen.

Sprechstunden der MMM Hannover sind dienstags von zehn bis zwölf Uhr im Keller des Caritashauses, Leibnizufer 13-15, Hannover.

Weitere Informationen im Internet:

www.malteser-migranten-medizin.de oder

www.mmm.malteser-hannover.de